Kann man 42CrMo4 schweissen?

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    tja, wies schon im Thema steht:


    kann man 42CrMo4 schweissen? Und wenn ja, womit am besten?
    ausserdem:
    lässt sich ein 25er Rundstab eben dieses Materials ohne Risse oder Einbußen seiner guten
    Eigenschaften um etwa 20° biegen (Biegeradius etwa 10cm)?
    Das man dafür "Gewalt" benötigt ist mir klar.


    Schön wären Antworten mit einer fundierten Begründung. Ich lerne doch so gerne dazu... :D


    Gruß

  • Moin,


    also es ist ein Legierter Stahl:


    Co: Chrom
    Mo: Molybdän
    Zugfestigkeit 1000-1200 N/mm²


    Auf jeden Fall mit einer Edelstahlelektrode das ist am besten!!!, oder Schutzgas mit Edelstahldraht und das endsprchende Gas dazu!!!.


    Wenn du es biegen möchtest zum Glühen bringen, und danach nur an der Luft abkühlen lassen!!!, sonst verändert sich die Struktur im Material


    Viel Glück!!!

    • Offizieller Beitrag

    Servus Veit,
    ich krame tief in meinem Gedächtnis und hoffe, dass ich nichts durcheinanderschmeiße...

    Zitat

    Original von McGyver
    kann man 42CrMo4 schweissen? Und wenn ja, womit am besten?


    Kann man. Der Kohlenstoffgehalt ist recht niedrig. Vorwärmen ist zu empfehlen, da es sonst zu Aufhärtungen im Nahtbereich kommen kann. Genaue Infos gibt's beim Stahlwerk. Geeignetes Schweißverfahren wäre z.B. MAG, was optimal ist fragst du einen Schweißer oder Stahlhersteller ;)

    Zitat

    Original von McGyver
    ausserdem:
    lässt sich ein 25er Rundstab eben dieses Materials ohne Risse oder Einbußen seiner guten
    Eigenschaften um etwa 20° biegen (Biegeradius etwa 10cm)?
    Das man dafür "Gewalt" benötigt ist mir klar.


    Alles lässt sich biegen. ;) Manches halt nur einmal. Ne Schmarrn...
    Ja Vergütungsstähle kann man biegen. Bei einem 25er Rundstab würde ich persönlich allerdings davon absehen, dies kalt zu versuchen. Wenn mein Gedächtnis richtig funktioniert, hat 42CrMo4 eine Streckgrenze von ~900N/mm² :D
    Je nach gewünschten Eigenschaften ist im Anschluss evtl eine Wärembehandlung notwendig.


    Zitat

    Original von McGyver
    Schön wären Antworten mit einer fundierten Begründung.


    Jetzt wirst du aber anspruchsvoll. ;) Wenn's dir so nicht reicht, kann ich bei Gelegenheit mal suchen, ob ich ein paar passende Unterlagen finde. Rein theoretisch, sollte dir ein Hersteller sowas zukommen lassen können, vielleicht gibt's ja auch irgendwo was zum Download.


    Was mich jetzt so spontan interessieren würde: Was hast du eigentlich vor? Aus 42CrMo4 bastelt man ja im Allgemeinen keine Schweißkonstruktionen, eher Maschinenteile...


    Best,
    StefanT

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    erstmal Dankschön für die Antworten :]


    Zitat

    Original von StefanT
    Was mich jetzt so spontan interessieren würde: Was hast du eigentlich vor? Aus 42CrMo4 bastelt man ja im Allgemeinen keine Schweißkonstruktionen, eher Maschinenteile...


    Sinnvollerweise sollte ich das mal dazuschreiben.
    Hab hier bereits ne 3m Länge 25er Rund 42CrMo4, und 2 Rennsport-Gelenkkopflager, ebenfalls 42CrMo4, mit vorgespannten, selbstschmierenden Lagerschalen.
    Daraus sollen in nächster Zeit eigentlich mal Zugstreben werden. Ich fahre keine Rennen mit meinem Audi und auch sonst sehr gesittet 8) , also unbedingt
    nötig ist der Ersatz des Stabis durch Zugstreben oder einen Dreieckslenker nun nicht.
    Aber: der Weg ist das Ziel, und ich habe mir in den Kopf gesetzt eine Low-Budget-Version von Zugstreben zu bauen.
    Die Preise auf dem Markt erschrecken mich schon ein wenig. Auch wenn da u.U. schon ein Gutachten mitgeliefert wird.


    Zitat

    Original von StefanT
    ...hat 42CrMo4 eine Streckgrenze von ~900N/mm² :D


    Genau deshalb habe ich das Material gewählt. Hohe Zähigkeit, hohe Streckgrenze etc.
    Das ich das Biegen nur im erwärmten Zustand probieren sollte zeigen mir eure Antworten.


    Zitat

    Wenn du es biegen möchtest zum Glühen bringen


    Frage wäre nun: was heisst "warm". Wann ist "Glühen"?
    Oder anders gefragt:
    wie würdet ihr vorgehen, wenn als Ziel ein Fahrwerksteil in Form einer Zugstrebe herauskommen soll,
    welche (neben spanender Bearbeitung, welche aber kein Problem darstellt) gebogen und danach
    trotzdem den hohen Anforderungen an das Material gerecht werden muss?
    Oder ist es utopisch zu denken man könne das mit "hausmannsmitteln" hinbekommen?
    Mir fehlt da leider die praktische Erfahrung...

    • Offizieller Beitrag

    Servus Veit,

    Zitat

    Original von McGyver
    Genau deshalb habe ich das Material gewählt. Hohe Zähigkeit, hohe Streckgrenze etc.


    Du willst aus einem 25er Vollmaterial Zugstreben machen? Das hält. :D


    Zitat

    Original von McGyver
    Frage wäre nun: was heisst "warm". Wann ist "Glühen"?


    Zum Biegen musst du dir da nicht wirklich viel Gedanken machen. Brenner anschmeißen und im Biegebereich von mitte Radius aus anwärmen. Über die Mitte gut den Werkstückquerschnitt an Breite bis er orange glüht erhitzen, je enger dein Radius werden soll um so heißer und enger muss erwärmte Bereich sein. Da gibt's auch irgendwo ein Daumenformel dafür, aber die hat sich aus meinem Gedächtnis verabschiedet. ;) Gehört einfach ein bisschen Gefühl dazu. Und bitte nicht mit einem 3er Brenner anfangen...


    Zitat

    Original von McGyver
    wie würdet ihr vorgehen,


    Als allererstes mal die genauen Werkstoffdaten besorgen. Das ist gerade für's Vergüten wichtig. Der 42CrMo4 ist ein Standardvergütungsstahl, aktuelle Industriemechaniker sollten sowas im Kopf haben. Keiner da? Oder zumindest jemand die neue Werkstoffnummer im Kopf?
    Was möchtest du an deiner Zugstrebe schweißen? Oder geht's dir da um den Verstärkungsrahmen?


    Zitat

    Original von McGyver
    Oder ist es utopisch zu denken man könne das mit "hausmannsmitteln" hinbekommen?


    Kommt drauf an, welche Hausmittel du hast. ;) Für kleinere Bauteile reicht ein vernünftiges Autogenschweißgerät für die Wärmebehandlung. Für einen Verstärkungsrahmen würde ich mir einen anderen Werkstoff wählen. Onkel Salzi brät seinen aus St37 Wasserleitungsrohr zusammen, das hebt auch. Von daher...
    Wenn du keine Unterlagen zum Werkstoff findest sag bescheid, evtl. habe ich noch in irgendeinem Order was rumliegen...


    Best,
    StefanT

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    Zitat

    Original von Tom
    Ich hab mal zwei Datenblätter (einmal deutsch, einmal englisch) angehängt ...


    Danke, Tom! Das von Saarstahl hatte ich schon ergoogelt, allerdings ohne die Schaubilder.


    Zitat

    Original von StefanT
    Für kleinere Bauteile reicht ein vernünftiges Autogenschweißgerät für die Wärmebehandlung. Für einen Verstärkungsrahmen würde ich mir einen anderen Werkstoff wählen. Onkel Salzi brät seinen aus St37 Wasserleitungsrohr zusammen, das hebt auch. Von daher...


    Nene, kein Verstärkungsrahmen, das wäre Perlen vor die Säue mit 42CrMo4.
    Meint Ihr mit einem Lötbrenner, also so einer mit Campinggaskocherbuddel unten dran, würd das Erwärmen auch gehen?
    Hat ja glaubich an die 1200°C, die Flamme... Ein Autogengerät hab ich leider net ;(
    Geschweisst werden soll eventuell nur ein Ring, der über die Strebe geschoben wird und mit einer kleinen, aber feinen Naht fixiert werden müsste.
    Das Problem bei der Konstruktion ist ja eigentlich nur die Durchführung durch den originalen Querlenker...
    und schräg dadurch wie mans kennt find ich zu kompliziert. Ich möchte da gerade durch, am liebsten mit dem vollen 25er Rund.


    Zitat

    Original von StefanT
    Du willst aus einem 25er Vollmaterial Zugstreben machen? Das hält.


    Knackt der ST37 Rahmen, fährste vermutlich einfach weiter, wunderst Dich nur übers schwammige Fahrverhalten...
    knackt eine Zugstrebe, wars das wohl. Das darf NIE passieren. Deshalb meine überaus großzügige Sicherheitsreserve ;)
    Ausserdem wird das Material durch die Biegung und den Gewinden an den Stirnseiten eh schon von vornherein geschwächt.
    Kommt noch eine Verjüngung des Querschnittes hinzu als Anlagefläche am Querlenker (ich glaub so macht der Herr Salzmann das)
    als alternative zum aufgeschweissten Stützring dazu, relativiert sich das "25er Rund" schon deutlich.


    Um es also nochmal auf den Punkt zu bringen:
    Fürs Biegen quasi "blauäugig" zum Glühen bringen (nix Haltezeit und so), Biegen, an der Luft abkühlen lassen.
    Falls nicht geschweisst wird, ist dann überhaupt eine weitere Wärmebehandlung nötig? Nein, oder?
    Mir würde es dann ja darum gehen, Spannungen aus der Kaltverformung (wie ich ürsprünglich dachte) zu beseitigen.
    Die sollten aber bei der "Warmumformung" doch eigentlich kaum bis gar nicht entstehen?


    Und eine ganz allgemeine Frage:
    Ich habe ein Stück Stahl ABC. Das hat eine bestimmte Gefügestruktur XYZ. Nun erwärme ich es langsam auf meinetwegen 900°C.
    Und kühle es gaaanz langsam wieder auf Raumtemperatur ab. Hat es dann wieder exakt das Gefüge XYZ?


    Is vielleicht eher etwas fürn Werkstoff-Forum, aber wo wir gerade dabei sind... und ein wenig Bildung am Abend kann ja nicht schaden :D


    Gruß



    p.s. könnt sein das ich bis Samstag nicht antworten kann. Mir wird hier heut der Anschluss abgeklemmt. Samstag hab ich dann einen anderen...

    • Offizieller Beitrag

    Servus Veit,
    ich habe gerade gesehen, dass du wieder online bist. Alles glatt gegangen beim Providerwechsel?


    Zitat

    Original von McGyver
    das wäre Perlen vor die Säue mit 42CrMo4.


    Das sehe ich auch so. ;)

    Zitat

    Original von McGyver
    Meint Ihr mit einem Lötbrenner, also so einer mit Campinggaskocherbuddel unten dran, würd das Erwärmen auch gehen?


    Habe ich noch nie ausprobiert. Aber schon mit dem Brenner fällt es bei etwas größeren Bauteilen nicht leicht, die benötigte Temperatur einigermaßen konstant zu halten. Wenn dann die Flamme gerade mal halb so warm ist... Ich weiß nicht. Mehr als schiefgehen kann es aber eigentlich nicht. ;)


    Zitat

    Original von McGyver
    Geschweisst werden soll eventuell nur ein Ring, der über die Strebe geschoben wird und mit einer kleinen, aber feinen Naht fixiert werden müsste.


    100% geraten, kein fachlich korrekter Tipp:


    Wenn's so wenig ist, wie ich mir das jetzt vorstelle, würde ich mir das ganze Trara mit der Wärmebehandlung schenken. Es sei denn du legst auf die höhere Festigkeit durchs Vergüten wert.

    Zitat

    Original von McGyver
    knackt eine Zugstrebe, wars das wohl. Das darf NIE passieren. Deshalb meine überaus großzügige Sicherheitsreserve ;)


    Die Einstellung kann ich gut verstehen. Lieber ein bisschen zu viel des guten... ;)


    Zitat

    Original von McGyver
    Falls nicht geschweisst wird, ist dann überhaupt eine weitere Wärmebehandlung nötig? Nein, oder?


    Siehe oben, ICH würde es mir schenken.


    Zitat

    Original von McGyver
    Die sollten aber bei der "Warmumformung" doch eigentlich kaum bis gar nicht entstehen?


    Nicht keine, aber sehr wenige. Eine Tabelle mit Glühfarben hast du? Zielgebiet: hellrot bis hellgelbrot, sagt das Fachbuch. Orange sag ich. ;)



    Zitat

    Original von McGyver
    Und kühle es gaaanz langsam wieder auf Raumtemperatur ab. Hat es dann wieder exakt das Gefüge XYZ?


    Kann man nicht pauschal beantworten. Bei den meisten Stahlsorten: Ja. Es gibt aber auch "Lufthärter" da geht das "Umklappen des Gefüges" so langsam, dass auch beim einfachen Auskühlen an Luft keine (vollständige) Rückbildung des Gefüges erfolgt.
    Was man ausschließen kann ist, dass jedes Atom wieder an seinem ursprünglichen Platz landet. Je nach Material und Geschwindigkeit der Erwärmung hat man ja mehrere Gefügeübergänge (Änderungen), selbiges gilt auch für's Abkühlen.


    Best,
    StefanT
    *in Memoriam Madam Gregory* :D

  • Zum Erwärmen müßte ein Lötbrenner mit 1200°C reichen.


    Wenn wir bei uns in der Vergüterei Rohre dieses Materials veredeln wollen,


    werden sie auf 920°C aufgeheizt und dann mit Wasser abgekühlt.


    Allerdings sind diese Rohre in diesem Zustand knochenhart


    und müssen anschließend angelassen werden. ( Für den weiteren Gebrauch )

    • Offizieller Beitrag

    Servus,

    Zitat

    Original von Poloteddy
    und müssen anschließend angelassen werden. ( Für den weiteren Gebrauch )


    Deswegen ja "Vergütungsstahlt".
    Vergüten = Härten + Anlassen


    Best,
    StefanT

  • Zitat

    Hab hier bereits ne 3m Länge 25er Rund 42CrMo4, und 2 Rennsport-Gelenkkopflager, ebenfalls 42CrMo4, mit vorgespannten, selbstschmierenden Lagerschalen.


    sind das schwächste glied der zugstreben nicht eher die gelenkköpfe?
    was haben die denn für ein gewinde? was haben die für ne zugfestigkeit?
    (ich persönlich würde ja ein anderes material nehmen...ohne bedenken wegen abriss zu haben, wie gesagt, man muß ja nicht weit über die festigkeit der gelenkköpfe hinaus, wär ja unsinn!)


    Zitat

    Onkel Salzi brät seinen aus St37 Wasserleitungsrohr zusammen, das hebt auch. Von daher...


    und woraus macht der seine Zugstreben?



    ZX7RR

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von ZX7RR
    sind das schwächste glied der zugstreben nicht eher die gelenkköpfe?


    Da würd ich Dir pauschal mal Recht geben. Der geringste Querschnitt tritt in der Tat am Gelenkkopf auf...da ich mir aber nicht wirklich über die dynamischen Kräfte und deren Verteilung innerhalb der gesamten Geometrie im klaren bin, aber die Sache in diesen Dimensionen ja funktioniert, habe ich mich für ähnliche Abmessungen entschieden.


    Zitat

    Original von ZX7RR
    was haben die denn für ein gewinde? was haben die für ne zugfestigkeit?


    Die für den Kugelkopf angegebenen Daten hab ich als Bild angehängt...
    Da es sich auch um 42CrMo4 handelt sind die Werkstoffdaten nahezu identisch mit meinem Strebenrohling.


    Zitat

    Original von ZX7RR
    (ich persönlich würde ja ein anderes material nehmen...ohne bedenken wegen abriss zu haben, wie gesagt, man muß ja nicht weit über die festigkeit der gelenkköpfe hinaus, wär ja unsinn!)


    die Köpfe sind aus demselben Material.


    Zitat

    Original von ZX7RR
    und woraus macht der seine Zugstreben?


    CrMo-Stahl, das ist sicher. Welcher CrMo ist nicht sicher und sicherlich ein Geheimnis vom Salzi....



    Gruß