Restaurierung 75er Standard Polo

  • Hallo in die Runde,


    heute gibt´s mal wieder Bilder. In den letzten Wochen habe ich hauptsächlich mit der linken Seitenwand gekämpft, oder besser gesagt mit dem Reparaturblech für den inneren Radkasten mit Anschluß an den Radlauf. So wie das Blech war war es nicht spannungsfrei zu montieren. Also habe ich - wie seinerzeit rechts auch - einen Längsschnitt gesetzt und den äußeren Teil quer mehrmals eingeschnitten. Dann das Seitenteil lose mit einem Dutzend Gripzangen montieren und danach den Radkasten formen. Hört sich einfach an, ist aber eine ziemliche Fummelei, wenn denn am Ende das Seitenteil spannungsfrei auf den Radkasten passen und auch das Spaltmaß zur Tür vorzeigbar sein soll. Da gehen ohne Ende Stunden bei drauf. Außerdem mußte der untere Teil des inneren Seitenteils unten im Bereich der B-Säule rekonstruiert werden, und auch die Endspitze war praktisch nicht mehr existent. Leider war auch die Verstärkungsecke, an die die Stoßstange geschraubt wird, stark verrostet. So habe ich auch die erneuert, aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Die wird nämlich "von hinten" verschweißt. Was prinzipiell kein Problem ist wenn das Seitenteil nicht drin ist, man muß es aber montieren um das Maß zu haben, und das Heckblech fehlt ja auch. Also das Maß neu finden und mit Siemens Lufthaken fixieren um es zu verschweißen. Inzwischen ist das aber fertig, auch das Seitenteil ist eingeschweißt. Jetzt fehlt nur noch das Heck und der Schweller. Ich werde berichten ...


    Charmanten Tag noch Euch allen !


    Ansgar

  • Hallo,


    ganz fantastisch, was du da baust...

    Du hast eine Punktschweißzange am Start? Deine?

    Hast du dazu eine Kaufempfehlung?


    Wie konservierst du die Kontaktfläche der beiden Bleche vor dem Punktschweißen?


    Digijet



    [x] <= Hier Nagel einschlagen für neuen Monitor!


    Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
    (A. Einstein)

  • Hallo Ansgar,

    schön wieder von Deinen Arbeiten hier was zu lesen, wie immer ganz großes Kino. Die Schweißarbeiten und "Detailverliebtheit" die Du uns hier zeigst - das wird schwer zu toppen sein. Ist sicherlich die mit Abstand aufwendigste Restauration, die uns hier im Forum zuteil wird - und das nicht von einem Karosserieprofi (der das Beruflich macht) obendrein - denke ich mal!

    Auch von den Spaltmaßen her wird der sicherlich besser wie neu - hast ja anhand der von mir ermittelten Maßen gesehen, wie die Autos damals vom Band liefen.

    Denke, so langsam siehst Du Licht am Ende des Tunnels. Wirst sicherlich froh sein, wenn Dich dann mal um was anderes kümmern darfst.

    Mach weiter so, auch kleine Schritte (die viel Zeit brauchen) führen zum Ziel!


    Grüße Jörg

  • Moin in die Runde,


    @ Digijet: Ja, ich habe mir für dieses Projekt eine Punktschweißzange gekauft. Habe lange mit mir gehadert was ich mir kaufen soll. Inzwischen gibt es ja chinesische Zangen für teilweise unter 1000,-€ neu. Was mich davon abgehalten hat die zu nehmen ist die Tatsache daß sie nur mit 230V betrieben werden - das ist bei den Strömen die man da braucht zum Scheitern verurteilt. Und wenn man in Foren liest findet man immer wieder Einträge, daß man mit diesen Zangen maximal 2 0,8er Bleche schweißen kann. Das reicht aber z.B. für den Schweller bei weitem nicht. Ich habe mir deshalb am Ende für´s gleiche Geld eine gebrauchte professionelle Zange mit 400V Anschluß gekauft. Und bis heute nicht bereut. Die Zange ist der Hammer, schon nach den ersten Punkten waren wir Freunde ;-). Es ist eine DALEX, die ist 30 Jahre alt und wird heute noch fast unverändert so gebaut. Absolute Empfehlung ! Allerdings sage ich gleich dazu daß es mit der Zange nicht getan ist. Mit den Standard Elektroden kommt man idR nicht weit, für die meisten Stellen braucht man dann noch andere Arme und Elektroden, und auch die sind sehr teuer. Aber von Dalex gibt´s praktisch alles was man für´s Auto braucht, z.B. auch spezielle Arme für den Radlauf - völlig genial. Jetzt habe ich mir noch 400mm lange Arme gekauft um das Heckblech mit dem Kofferraumboden verschweißen zu können. Und: Diese Zange lacht über 4 Lagen Blech, auch wenn ein dickes dabei ist. Zu der Frage nach der Konservierung: Ich grundiere die Flächen bzw. lasse bei den schwarzen Teilen die KTL Beschichtung stehen und schleife nur die Punkte blank, an denen ich später die Zange ansetze. Das setzt voraus daß man die Lage der Punkte vorher anzeichnet und danach die Stellen blank macht. Voraussetzung bei einer Schweißzange ist absolut blankes Blech, ohne das geht nix.


    @ Jörg: Ja, ich sehe Licht :) Ganz lieben Dank nochmal für die Spaltmaße, Deine Aufstellung hat mir hier sehr geholfen - und mich ehrlich gesagt beruhigt. Wie Du schon sagst, soo toll waren die ab Werk auch nicht. Ich liege rundum zwischen 4 und 5mm, teilweise schwankt es auch entlang eines Spaltes. Das hat dann gar nichts mehr mit Karosseriebau zu tun sondern damit daß die Teile nicht 100%ig zueinander passen. Das habe ich immer wieder feststellen müssen: Originalteil haißt noch nicht daß alles perfekt paßt. Da gibt´s auch Unterschiede und Schwankungen, möglicherweise durch verschiedene Zulieferer. Rechts z.B. habe ich das Problem, daß die beiden Sicken / Kanten der Tür nicht zu denen des Seitenteils passen. An der Tür ist der Abstand dazwischen etwa 2mm größer, obwohl beides originale Teile in grau mit AUDI/NSU Aufkleber sind. Das sind dann so Dinge mit denen man kämpft ohne daß es eine Lösung gibt. Richten muß das jetzt der Lacker ...


    Gestern Abend habe ich angefangen das Heckblech einzuschweißen. Wie immer eine stundenlange Fummelei bis alles paßt, Es müssen die Sicken re und li am Seitenteil passen, da hat man eine Toleranz von +/- 0,5mm, und oben an der Klappe müssen die Spalte der Klappe re und li passen, aber auch der Abstand nach unten über den Rücklichtern. Fies ist dabei daß man den aufgrund der Rundung nicht wirklich messen kann, den muß man letztendlich mit dem Auge beurteilen. Ich hab´s aber irgendwann hinbekommen und erstmal die Schweißpunkte zu den Seitenteilen gesetzt. Die Lage dieser Punkte habe ich mir von Photos gut erhaltener Polos genommen und rekonstruiert. Die sitzen jetzt genau da wo sie auch ab Werk gesessen haben. Unten am Kofferraumboden sitzen besonders viele Punkte, alle 25mm. Die kommen heute dran.


    Anbei noch ein paar Bilder. Charmanten Tag noch Euch allen !


    Ansgar

  • Hi Ansgar,

    hab' jetzt mal ein paar tage "Forum's-Ruhe" gehabt und lese gerade bei Deibnem Aufbau-Bereicht weiter.

    Es macht mich absolut fassungslos ... Wahrscheinlich wird der Wagen bei Weitem besser/genauer, als er jemals ab Werk war.

    So wird er jedenfalls zu einem unbezahlbaren Einzelstück und eigentlich viel zu schaden um da Lack drauf zu machen :O.

    Da werden ja Deine ganzen "Kunstwerke" verschwinden.


    Ich bin nach wie vor absolut geflasht.


    Weiter so an "Deinem Traum" :thumbup:


    Viele Grüße aus dem Ruhrtal

    Dirk

    Wer aufhört besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein.

  • hallo


    thema schweisspunktzange : kann man da nix aus nen kräftigen elektrodengerät oder WIG inverter "basteln"


    es braucht doch "nur" eine einstellbare stromquelle die man nach zeit X abschalten kann , da ne zange mit elektroden drann anschliessen über endsprechend dimensionierten kabeln


    Mfg Kai

  • Hallo Kai, das kann ich Dir nicht sagen. Was ich Dir aber sagen kann ist daß die Zange mit einer extrem niedrigen Spannung arbeitet, ich glaube um die 3V, aber einen Kurzschlußstrom von 8,5kA liefert ! Die Schweißzeit beträgt etwa 1 Sekunde, maximal 1,5. In der Zeit glüht das Ding die Bleche durch !


    Gruß Ansgar

  • Hallo Ansgar,


    das sieht doch richtig klasse aus, diese Heckansicht - hast zuvor die Abstände der einzelnen Schweißpunkte irgendwo gemessen, daß es OEM ist? :tongue:

    Denke nicht, daß Du mal Karosseriebauer gelernt hast - oder?

    Ich denke, ein halber Millimeter Positioniergenauigkeit ist schon eine Ansage bei den Karren und der damaligen Fertigungsgenauigkeit allgemein im Karosseriebau. Hinzu kommen dann noch die Fertigungstoleranzen bei der Herstellung der einzelnen Blechteile - trotzdaß diese Originalteile sind.

    Heutzutage ist das in einer anderern Dimension, was das anbelangt.

    Von dem Zubehörzeug breuchen wir jetzt gar nicht erst anfangen - die Erfahrung hatte ich vor etwa 30 Jahren mal an meinem damaligen 1-er Derby machen können mit dem Anpassen eines Althön Korflügels mit Stehblechteilersatz am Auto.

    Schon kraß, was du da an Kohle für das Equipment langsam aber sicher investiert haben wirst - aber ohne "gscheites" Werkzeug kommt selten ein gutes Endergebnis heraus - und was heut nix "koscht" taugt in der Regel auch nix - ist leider so - "alle kochen nur mit Wasser".


    Grüße Jörg

  • Hallo Jörg,


    vielen Dank. Nein, ich bin kein Karosseriebauer. Bin einfach nur Autodidakt und Hobbyschrauber. Ja die Zange mit allen Armen und Elektroden war echt teuer. Wenn man aber die Chance hat mit so vielen originalen Teilen restaurieren zu können macht so eine Zange absolut Sinn - das Ergebnis ist einfach besser als konventionell geschweißt. Der Plan war die nach der Restaurierung einfach wieder zu verkaufen, das sollte ja kein Problem sein. Inzwischen bin ich aber so begeistert von dem Teil daß ich sie am liebsten behalten würde. Schaun mer mal ...


    Der halbe Millimeter rührt vom Übergang Seitenteil / Heckblech her. Das Heckblech liegt mit einer kleinen Abkantung in einer Nut im Seitenteil. Und wenn diese Abkantung vernünftig in der Nut liegen soll bleibt halt nicht mehr Toleranz. Ich habe aber inzwischen gesehen daß diese Fugen ab Werk auch nicht immer gleichmäßig waren, sondern oft Keile. Aber da hatte ja auch niemand die Zeit das schön auszurichten ...

  • Hallo Ansgar,


    ein halber Millimeter ist bei den Karren nix, hast ja an den von mir an meinem Wagen aufgenommenen Maßen gesehen - finde ich persönlich gelungen wie Du das hier machst - in der Fertigung damals wie heute ist Zeit halt Geld!

    Mit dem lieb gewonnenen Werkzeug ist das so eine Sache, kann ich gut verstehen die Begeisterung - vielleicht holst Dir ja noch so ein Restaurationsobjekt, dann rechnet sich das schon wieder ganz anders und kannst dort dann gleich die jetzt hier gesammelte Erfahrung miteinfließen lassen, oder der Freundeskreis oder...das Ding frißt erst mal kein Heu, wenn`s rumsteht und der Platz für da ist.


    Grüße Jörg

  • Hallo Jörg,


    ja ich denke ich werde sie erstmal behalten. Und das nächste Restaurierungsobjekt steht auch tatsächlich schon bereit. Das Familienauto meiner Jugend, ein B-Kadett. Seit 1975 in der Familie, selbstverständlich mit lückenloser Historie ....


    Liebe Grüße


    Ansgar

  • Moin in die Runde,


    heute gibt´s mal wieder ein paar Bilder. Habe in den letzten Tagen die Reserveradwanne eingeschweißt. Davor mußte ich noch das Halteblech, das unten zwischen der Wanne und dem Querträger sitzt, neu anfertigen. Dafür hatte ich mir seinerzeit vor dem Heraustrennen eine Papp-Schablone gemacht, nach der ich jetzt ein Blech anfertigen konnte.


    Charmanten Tag noch !

    Ansgar

  • Hallo nochmal,


    nun hätte ich noch eine Frage: Hat jemand noch einen originalen VW/Audi Ate Bremssattel mit Rahmen in gutem Zustand abzugeben? Ich würde gerne diesen hier gezeigten verwenden, davon habe ich aber nur einen. Ein zweiter gleicher wäre toll. Vielleicht hat ja noch jemand was rumliegen. Alle in meinem Vorrat sind mir ehrlich gesagt zu vergammelt. Beim Sattel ist das ja noch nicht so schlimm, aber bei dem Rahmen gehen irgendwann außen die beiden Bleche vom Rost auseinander, und sowas möchte ich nicht mehr einbauen.


    Danke für´s Nachsehen !


    VG Ansgar