Also. Liebe Freunde und Nachbarn. Wie das so ist, meldet man sich im Forum normalerweise nur, wenn es ein deftiges Problem zu lösen gibt, oder wenn man eine mögliche Lösung für das Problem eines anderen Mitglieds anbieten kann.
Leider ist bei mir ersteres der Fall, daher melde ich mich nach recht langer Zeit mal wieder aus Kenia.
Das Fahrzeug: Polo 86c Steilheck, NZ Motor mit Digijet Steuergerät, 4-Gang Schaltgetriebe. Ca. 274000 km 'auf der Uhr', Baujahr 1990.
@ Digijet (falls Du das liest): Ja, das ist das selbe Fahrzeug bei dem Du mir mal so super bei dem Problem mit dem Steuergerät geholfen hast (muss irgendwann um 2006/7 gewesen sein, wenn ich nicht irre). Im April wird sie 32...
Das Problem:
Vor einigen Tagen habe ich den warmgefahrenen Wagen für ca. 1 Stunde bei einem Kunden abgestellt. Bis dahin war den ganzen Tag alles normal.
Als ich mit dem Kunden durch bin setze ich mich ins Auto, starte, und - nix! Anlasser dreht den Motor durch, und zwar hurtig. Nur springt er nicht an. Nach diversen erfolglosen Startversuchen sagt der Kunde (der wohl auch ein bisschen Ahnung von betagteren Kfz hat), komm, wir schieben den mal an. Zuerst habe ich mich dagegen gewehrt. Schließlich würde man denken, dass Anschieben nichts anderes tut als der Anlasser (die Maschine durchdrehen halt). Als ich dann aber doch irgendwann nach Hause will probieren wir es doch mit dem Anschieben. Springt an wie ein Zick, hätte mein Ex-Chef aus dem Saarland gesagt.
Also fahre ich endlich nach Hause, alles normal. Stelle ihn ab, starte aber nach einem Moment noch einmal. Alles gut.
Kommt der nächste Morgen, alles schiete. Springt sofort an, kaum, dass ich den Schlüssel drehe, stirbt aber praktisch sofort (nach vielleicht 1 bis 2 Sekunden) wieder ab. Sie läuft halt gerade lange genug, dass man es merkt. Danach will sie gar nicht mehr (außer, dass der Anlasser den Motor dreht). Gebe ich ihr 10 Minuten, wiederholt sich das Spiel exakt.
100% reproduzierbar.
Was habe ich bisher gemacht?
- Luftsystem/Unterducksystem auf Dichtheit geprüft
- Blauen Temperatursensor geprüft (einschließlich Leitungen)
- Lufttempereratursensor im Luftmengenmesser geprüft (einschließlich Leitungen)
- Spritpumpenrelais und Versorgungsrelais der Digijet ersetzt (schienen zwar ok, aber hey - 32 Jahre!)
- Hallgeber geprüft (einschließlich Leitungen zum Schaltgerät)
- Zündverteiler, Spule, Kabel und Kerzen geprüft
- Leitung vom Anlasser zur Digijet geprüft
- Ersatz-Digijet temporär installiert - kein Unterschied
- Die Spritpumpen laufen und fördern normal
- Zünd-Anlass-Schalter geprüft (Tatsächlich total aus dem Kreis genommen. Schwarz und Schwarz/Gelb fest auf Schwarz/Rot gelegt und den Anlasser über Taste und Relais angeschaltet. Kein Unterschied, also ZAS wohl ok...
- Sämtliche Sicherungen im Sicherungskasten geprüft
- Vielleicht noch kurz ein Hinweis: Im Moment wird es hier selbst nachts nicht kühler als 27° C, tagsüber liegen die Temperaturen je noch Bewölkung irgend wo zwischen 27 und 33°.
Obwohl ich zwar seit nunmehr fast 32 Jahren an dem Auto so viel wie möglich selbst mache, bin ich natürlich dennoch kein Kfz Mechaniker oder gar Mechatroniker. Ich bin eigentlich von Beruf Informationselektroniker (gibt es wohl heute auch nicht mehr als Ausbildungsberuf...), und beim 90er Polo handelt es sich bei der Technik ja nicht wirklich um 'Hexenwerk', aber jetzt 'lege ich mir die Karten'.
Ich konnte bisher das Verhalten beim Anschieben nicht nochmals bestätigen, sie steht ja jetzt schon einige Tage und ist daher kalt, während sie am ersten Problemtag seit dem Abstellen nur eine Stunde zum Abkühlen hatte. Möglicherweise macht das ja einen Unterschied. Wie auch immer - anschieben bewirkt am kalten Motor nichts.
Nach aller bisherigen Erfahrung würde sie selbst bei einer Batterie, die so schwach ist, dass sie den Motor/Anlasser nicht mehr dreht, beim Anschieben noch anspringen.
Ich habe mich selbstverständlich schon durch einige Foren und deren Beiträge zu ähnlichen Problemen geschwurbelt...
Es scheint allgemein so zu sein, dass immer wieder der Hallsensor als Schuldiger gesteinigt wird.
Sollte das auch jetzt und hier passieren, dann hätte ich damit ein echtes Verständnisproblem.
Man möge mich bitte korrigieren, falls ich irgendwo etwas falsch verstanden oder falsch interpretiert habe, oder einfach aufgrund der Tatsache, dass ich eben kein 'Automann' bin, falsch liege. Schaut mal:
So wie ich das Zündsystem verstehe, funktioniert das doch so?:
- Motor dreht
- Verteiler dreht als Folge davon
- Hallsensor generiert bei Durchgang der Lochscheibe im richtigen Moment einen Impuls für das TSZ Schaltgerät
- Schaltgerät empfängt den Impuls und haut seinerseits den Zündimpuls auf die Zündspule
- Jetzt mein Verständnisproblem - wie zum Geier soll es denn möglich sein, einen sauberen Motorlauf (wenn auch nur kurz, aber sie läuft ja scheinbar nicht wie ein Sack Sülze, und auch ohne Rauch, Geräusche oder ähnliches) oder überhaupt irgendeinen Motorlauf zu erreichen, wenn der Hallsensor nicht tut und infolge dessen überhaupt keine Zündung stattfinden kann?
Oder glaubt Ihr, dass der Hallsensor möglicherweise erst nach den ca. 16 bis 32 Umdrehungen, die die Maschine macht, plötzlich 'weich' wird und aufgibt?
Das war's wohl fürs erste. Ich glaube, ich habe das Problem nach meinem derzeitigen Erkenntnisstand komplett beschrieben.
Ich hoffe dann mal, dass es vielleicht ein paar fruchtige Vorschläge und/oder möglicherweise auch Korrekturen (siehe oben) geben möge.
Ich danke Euch schon mal, dass Ihr Euch das Durchlesen dieses Beitrags angetan habt!
LG aus Kenia
Andy