Zylinderkopf aufarbeiten

  • Hallo zusammen, ich hoffe es ist OK einen eigenen Thread für meine Fragen aufzumachen, denn ich möchte ungern einen bestehenden mit meinen Fragen vollmüllen.


    ich tausche gerade bei meinem 8/85er 1,3l MH-Motor (Hydros) die Zylinderkopfdichtung. Der Kopf ist runter und sah nicht mehr allzu gut untendrunter aus. Da jetzt offenbar alles hier in der Gegend langes Wochenende gemacht hat, hab ich mich entschlossen ihn auf einer mit Sandpapier bespannten Glasscheibe selbst zu planen. Die Riefen in den Bildern stammen übrigens nicht von mir, offenbar ist da früher schonmal dran gearbeitet worden.


    Das Ergebnis bisher sieht so aus (die Kratzer wirken auf dem Bild viel schlimmer als sie in Wirklichkeit sind)


    Und so sehen die Stellen aus den Fotos oben jetzt aus:


    Der Verzug lag vorher noch in der Toleranz, jetzt passt die 0.5er Lehre an einer Stelle so gerade unters Haarlineal. Ich denke aber das bekomme ich kontrolliert wieder ausgeglichen. Der Materialabtrag beträgt etwa 0,4-0,5mm, allerdings relativ primitiv mit der analogen Schieblehre gemessen.

    Aus meiner Recherche im Forum würde ich daher schließen, dass ich die Ventilsitze jetzt um 0,1-0,2mm tiefer setzen muss.


    Da ich das hier alles zum ersten Mal mache wäre ich für eure Einschätzung dankbar:

    1. Sind bei den Fraßstellen Dichtigkeitsprobleme zu erwarten und ist es empfehlenswert diese auch noch runterzuplanen?

    2. Wenn nicht weiter runtergeplant werden muss, liege ich mit den 0,1-0,2mm bei den Ventilsitzen richtig?

    3. Da mir das Spezialwerkzeug fehlt: Ist das durch Einschleifen der Ventile zu erreichen (muss ich mir wahrscheinlich ordentlich einen abnudeln)?

    Konnte es noch nicht ausprobieren, da die Ventile noch in Zitronensäure stehen, weil ich die Verkokungen mechanisch nicht entfernt bekommen habe.

  • Hab beim Heron Kopf noch nie Ventile tiefer eingeschlichen, wenn der Kopf geplant wurde.


    Zumindest mit Serien-Nockenwellen ist da mehr als genug Reserve....


    Die Fraßstellen außen an den Wasserkanälen sollten kein Problem sein. Nur unter dem Metall-Ring der Kopfdichtung sollten ausschließlich gesundes Material sein.

    Also Dichtung mal auflegen und dann entscheiden.


    Digijet



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    (A. Einstein)

  • Hi,


    kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Planfläche sieht so erstmal gut aus. Ich habe übrigens ebenfalls noch nie Ventile tiefer gesetzt, das kommt so auf jeden Fall hin.

    Das Einschleifen der Ventile kann m. M. n. nicht schaden, dazu brauchst Du nur so einen Holzgriff mit zwei Saugnäpfen und eine Dose (2-fach-)Ventileinschleifpaste z.B. von Teroson. Beides sollte so max. 30-45 Euro kosten.

    Ich würde aber noch eine Empfehlung aussprechen, sofern ein Dremel o.ä. verfügbar ist: Auf deinem letzten Bild ist der Ölkanal zu sehen (sieht aus wie ein Schlüsselloch). Hier würde ich noch die innere scharfe Kante entfernen, damit das Öl "leichter" um die Ecke fließen kann. Bilder dazu sollte es im Forum geben.

    Ich stopfe dazu immer ein Stück Tuch in das Loch der Kopfschraube, damit dort keine Späne reinfallen können. Den Zylinderkopf kann man ebenfalls abdecken oder abkleben. Ich arbeite dann beim eigentlichen Handfräsen mit einem Staubsauger, da passiert eigentlich gar nichts mit Spänen.

    Am Schluss den Kopf umdrehen, das Stück Tuch mit Pinzette oder Spitzzange entfernen und alles gut mit Bremsenreiniger spülen.

    Dieser "Trick" entlastet auch die Kopfdichtung mit dem Gummieinsatz an dieser Stelle.


    Weiterhin viel Erfolg!

    Gruß

    Carsten


    P.S.: Wenn schon auseinander, auf jeden Fall die Ventilschaftdichtungen tauschen! Da kommt man nie mehr so einfach dran... Und falls noch Zeit und Lust, die Öl- und Rußkruste von den Ventilen schleifen und später polieren. Am besten mit Drehmaschine und 8mm-Spannzange oder auch zur Not einer Standbohrmaschine.

  • Hi, danke für die Tipps euch!

    Auf den Trick mit dem Ölkanal wurde ich schon aus dem Polotreff-Forum hierhin verwiesen und erachte ihn als gute Sache, die auch auf der Agenda steht.

    Die Ventile werden natürlich eingeschliffen, habe zwar jetzt nur so ein Billigteil besorgt, aber denke das wird schon funktionieren. Hatte die Ventile auch schon gereinigt: über nacht in Zitronensäure gestellt und dann in der Ständerbohrmaschine eingespannt (natürlich mit satt Klebeband drum) und dann mit Schleifvlies poliert. Vorher:


    und einmal frisch aus der Plörre und gereinigt:




    Am Ansaugtrakt hatte ich festgestellt, dass die Schraube ganz aussen zu Zylinder 1 hin zeigend komplett verölt ist (auf dem Bild liegen sie in der Reihenfolge wie sie verbaut waren) und kann mir das nicht erklären... schätze ich hab da grad ein Brett vorm Kopf. Wo kann das herkommen? Nicht dass ich nen Riss von nem Ölkanal zum Gewinde hin habe. Gibts irgendwo Bilder wo der Verlauf der Kanäle genau nachzuvollziehen ist?


    Beeindruckt war ich von dem grünen Dichtring. Noch vollkommen geschmeidig und sieht aus wie frisch verbaut ohne Quetschspuren. In dem Elring-Komplettsatz ist er dabei, daher kommt er trotzdem neu.


    Und noch eine Frage, weil mir da einfach die Erfahrung fehlt:

    Würdet ihr diesen Schlauch nochmal verbauen? Er ist noch überall weich, saß aber heftigst fest auf dem Stutzen. Auf dem Ende zum Thermostatgehäuse hin sieht er noch sehr gut aus, dies ist das Ende zum Ansaugtrakt hin.

  • Hi,


    die ölige Zylinderkopfschraube wird diejenige sein, die durch den Ölkanal verläuft. Das ist völlig normal. Wenn du den Schlauch neu bekommst, würde ich ihn tauschen. Teils werden die Schläuche mit den Jahren noch weicher & wenn dann irgendwo ein kleiner Riß drin ist, hast du Freude.


    Gruß,


    Sebastian

  • Ah, super! Danke, hatte schon Schiß wegen dem Öl...

    Das wird dann durch die neue Dichtung auch ausreichend abgedichtet denke ich? Aussen war nämlich kein Öl zu sehen, hab aber jetzt auch nicht geguckt ob da ein Aluring statt ner Unterlegscheibe drunter war.


    Ok, Schläuche am besten auch immer original schätze ich?


    PS: Ventilschaftdichtungen kommen natürlich auch neu. Habe sie gestern endlich rausbekommen. Da ich kein Spezialwerkzeug dafür besitze hatte ich einen Einschlaganker aus der Grabbelkiste benutzt, der ein M16-Innengewinde hat. Die saßen z.T. so bombenfest dass einige unschöne Wort nötig waren um sie rauszubekommen... ^^

  • bei den Hydromotoren gehen die Schaftdichtungen recht mies raus, wenn man keine passende Zange dafür hat.

    Ich hatte die 8mm Schaftis bis vor kurzem immer mit einer 11er Langnuß aufgesetzt.

    Als die mittlerweile zu viel Grat hatte & immer mal eine Dichtung kaputt gemacht hat, habe ich mir einen Alustab passend gebohrt.


    Die Schläuche wirst du teilweise nicht mehr original bekommen. Bei manchen ist es einfach, bei anderen ein Ratespiel, bis man den richtigen hat.


    Gruß,


    Sebastian

  • So, der Schlauch ist heute gekommen und ich SCHEINE richtig geraten zu haben. Bei classic parts angeblich original VW für grad mal 9 Euro...


    Ne vielleicht etwas doofe Frage habe ich zur Dichtung vom Thermostatgehäuse zum Zylinderkopf: ein O-Ring, dem ich per Zeichnung die Teilenummer 030 121 119 zugeordnet hab.

    Bestellt, heute angekommen, angeblich von Febi (allerdings in einem weißen Umschlag ohne Markenlogo nur mit irgendeinem italienischen Text drauf... immerhin kam das Wort "febi" drin vor. Hm, naja)


    Der Durchmesser im Querschnitt ist 3mm. So ist es auch bei den anderen Herstellern angegeben. Umfang passt, allerdings wirkt die Dichtung viel zu dünn im Flansch, sie verschwindet fast darin.


    Verglichen mit der vorigen - (diese war noch ziemlich neu - sie war beim neuen Thermostatgehäuse dabei das ich vor kurzem verbaut hatte bevor der Kopfdichtungsschaden auftrat, und leider hab ich sie nicht gemessen :rolleyes: ) ist der Unterschied klar ersichtlich. Selbst plattgedrückt ist die alte immer noch 3mm stark, nach den Seiten ist es noch mehr.


    Jetzt geben aber auch die Hersteller wie Elring &Co 3mm als Dicke an. Meine Frage ist daher: hab ich die falsche Teilenummer oder können Dichtringe an Volumen zunehmen? Wie gesagt, vielleicht bisschen doof die Frage... Lachen ist jedenfalls erlaubt ;)

  • Febi verkauft teilweise auch nur noch Billig-Ersatzteile - daher ist es mittlerweile auch Glücksache, was man geliefert bekommt. Aber bei so einem O-Ring macht man meist nicht viel verkehrt.


    Das Maß von 3mm stimmt soweit, aber... ist das auch ein original Thermostatgehäuse? Nicht, dass die Nuttiefe bei einem Zubehör-Gehäuse tiefer ist...

    Zur Not klebst du das Teil gleich mit Holymar oder Dirko-Dichtung ein. Natürlich könnte man jetzt einen O-Ring-Rechner bemühen und die Verpressung mal kontrollieren ... aber ob das lohnt?


    https://www.cog.de/produkte/ru…-ring-berechnungsprogramm (natürlich Flanschabdichtung auswählen!)

    Was die Frage angeht, ob Dichtungsringe an Volumen zunehmen können - kommt auf das Material an. Wer schon mal den O-Ring der beiden Sensoren des Thermostatgehäuses (oder den Co-Poti beim PY) ausgebaut hat und sie wieder einbauen wollte, hat sicherlich schon mal beobachtet, dass die Teile deutlich im Durchmesser zugelegt haben und teilweise "faltenfrei" garnicht mehr montierbar waren...

    ...aber wer weiss in deinem Fall schon, wo der Vorbesitzer schon alles Hand angelegt hat und was eventuell in der Not verbaut wurde...

  • Hey, danke für die Antwort!

    Ich Depp, natürlich ist das Thermostatgehäuse der "Übeltäter"! Hatte ich sogar zwischendurch im Verdacht aber dann wieder verworfen, warum auch immer...

    Das Gehäuse hatte ich im Internet aufgetrieben, als ich noch dachte man bräuchte nur ne Teilenummer und dann bekommt man per Suchmaschine was man sucht. Das scheint ja doch komplizierter zu sein... Original hatte ich es nirgends gefunden, daher hab ich mehr oder weniger das erstbeste genommen, bei dem die Dichtung dabei war, damit ich die nicht extra bestellen musste (preislich waren die eh fast alle gleich). Und hier scheint tatsächlich die Nut breiter und tiefer zu sein, anders ist es ja nicht zu erklären.


    Gut, dann wird Dirko genommen. Jetzt kenne ich das nur als Dichtmasse für z.B. Gehäusehälften oder als Spaltfüller. Eine Dichtung habe ich noch nie eingeklebt. O-Ring in das Zeug einlegen und zack, dichten nehme ich an? Was an der Seite rausquillt, glattstreichen, falls man Ästhet ist? Oder dichtet man sozusagen doppelt: mit dem etwas zu kleinen O-Ring anflanschen und erst die fertig verschraubten Teile nochmal zusätzlich von aussen abdichten?

  • Dichtmasse nimmt man in der Regel auch, wenn die Stirnfläche schon angegriffen ist, denn da nutzt dann manchmal auch kein neuer O-Ring.


    Grundsätzlich würde ja aber auch nichts dagegen sprechen einfach einen passenden O-Ring zu kaufen, wenn die Dichfläche noch in Ordnung ist ... original hätte er die Maße: 42,5x3


    Eine weitere Möglichkeit wär natürlich das Thermostatgehäuse abzuschleifen.

  • Und wenn die Dichtfläche am Kopf arg zerfressen sein sollte:


    • Korrosion weg schleifen mit einem kleinen Kugelfräser
    • Alles schön entfetten
    • JB Weld 2k Kleber anrühren und als Metallspachtel auftragen
    • Dichtfläche per Schleifklotz plan schleifen


    Hat sich bei mir bestens bewährt. JB Weld ist hoch Temperatur-fest und wird nach dem Aushärten so hart, dass man es sogar bohren kann, Gewinde rein schneiden usw...

    Digijet



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  • Stark, gut zu wissen!

    Wie heiß wird denn eigentlich so ein Zylinderkopf an der Dichungsstelle zum Thermostatgehäuse bzw. allgemein?

    Hab zwar Standard-O-ringe gefunden die vermutlich das gesuchte Maß haben (3,55mm), aber die sind aus NBR, welches glaube ich nur bis 100°C aushält. Das könnte zwar für den Alltagsbetrieb langen, aber ich hab da lieber etwas Reserve.

  • Ahoi, auch die nächste Frage dreht sich ums Dichtung einkleben:

    Den Igel hab ich ausgebaut, der O-Ring sah buchstäblich wie neu aus. Die Flachdichtung unten am Gehäuse war dagegen ein Fall für den Archäologen! So was von verbacken und fest... Hab die angerauht und mit Bremsflüssigkeit behandelt, die stand 2 Tage drauf und die Reste waren immer noch nicht vollständig zu entfernen. So nen Kratzer mit Klinge drin hab ich mir auch dran stumpfgehobelt. Am Ende musste ich sie mit 180er runterschleifen, was am Sockel vom Igel nicht wirklich gleichmäßig geht. Die Rillen sind jedenfalls eher ungleichmäßig tief im jetzigen Schleifbild.


    Jetzt bin ich mir nicht sicher ob ich das mit der Papierdichtung ordentlich dicht kriege. Ich denke zwar dass der O-Ring eigentlich schon reichen sollte, aber da ist ja sicher nicht ohne Grund noch ne zweite Dichtung drin. Nachher hab ich Falschluft an der Stelle.

    Dass es eine gute Idee ist, die Papierdichtung in Dirko gebadet einzukleben kann ich mir irgendwie nicht vorstellen... aber da fehlt mir einfach die Erfahrung. Wie würdet ihr vorgehen?

  • Moin,


    an sich kannst du die Papierdichtung dünn mit Dirko bestreichen. Das schadet nicht.

    Sonst kannst du auch Dirko anstatt der Papierdichtung nehmen. Meine Ölwanne & zeitweise der Ventildeckel sind bei mir auch so eingedichtet.



    Gruß,


    Sebastian

  • Cool, danke für den Tipp! Das Drehmoment von den Schrauben auch beibehalten wenn nur Dirko genommen wird?

    Ja! Soll ja nur hauchdünn drauf....



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