Hoher Benzinverbrauch - Polo 86c mit NZ Motor - Eine Kenianische Werkstattgeschichte

  • So, liebe Freunde und Nachbarn.

    Hier mal eine nette Story betreffend Qualität von (unbeaufsichtigten, und damit meine ich durch MICH unbeaufsichtigt) Werkstattarbeiten in Kenia.


    Im April musste ich mein Getriebe reparieren lassen, hatte es gebraucht Anfang der 2000er Jahre eingebaut, ohne die Kilometerleistung zu kennen. Beim originalen Getriebe war damals das Differenzial kaputt. Wie auch immer - Nach irgendwas zwischen 190.000 und 200.000 Kilometern hat das Teil gar furchtbare Geräusche von sich gegeben. Zur Werkstatt, Resultat: "Muss neu".

    Nun, da ich in Afrika bin, ist das mit einem Austauschgetriebe für einen 33 Jahre alten Polo nicht so einfach. Also Reparatur. Ich mache ja immer noch vieles am Polo selbst, was die Mechanik angeht (Elektrik sowieso), aber das Getriebe reparieren war mir dann doch zu wild. Bin ja auch nicht mehr wirklich jung mit meinen 60 Lenzen. Also habe ich das Auto in die (von Freunden empfohlene) "Werkstatt" gegeben, wo es für "nur noch" 45.000 Kenianische Schillinge repariert wurde (das waren zu dem Zeitpunkt ca. 375 Euronen). Scheinbar haben die Jungs beim Engineering, wo die Zahnräder überholt wurden, einen anständigen Job gemacht, denn das Teil funktioniert bisher einwandfrei. Die Lager wurden wohl auch getauscht... Jedenfalls läuft es anständig und ohne seltsame Geräusche.

    Aber jetzt zum Punkt:


    Ich musste vor kurzem die äußeren Achsgelenke (CV Joints heißen die Dinger hier) ersetzen und habe dabei feststellen müssen, dass beide Stabi-Lager nicht festgeschraubt waren (Bolzen lose) und auf der rechten Seite der Stabi am Querlenker auch nicht festgezogen war. Da hatte ich schon mal einen ziemlichen Kropf und war recht angefressen.

    Aber ich habe dann alles festgemacht, die neuen Gelenke laufen einwandfrei.


    Seit etwa 2 Wochen hat der Polo dann so ungefähr 12 (in Worten: ZWÖLF) Liter auf 100 km gefressen. Alles geprüft, was irgendwie mit Einstellungen, Luft und Einspritzung zu tun hat und nichts gefunden. Habe ihn dann erstmal in dem Zustand weiter gefahren, damit ich meine Kunden bedienen konnte und mir vorgenommen, hier mal nachzufragen, was es denn noch sein könnte. Das hat sich allerdings jetzt erledigt:

    Vor 2 Wochen fahre ich Abends heimwärts. Plötzlich fängt es unterm Polo weihnachtlich an zu Klonkern und zu läuten, und ich kann ihn gerade noch antriebslos (!) an die linke Seite rollen lassen (wir fahren hier links, ist ein Vermächtnis der Briten). Steige aus, schau unter den Polo und muss kotzen. Da ist doch die linke Antriebsachse vom Getriebe abgefallen!

    Natürlich hat sich das innere Verschiebegelenk dabei in seine Bestandteile aufgelöst, da war außer dem inneren Käfig nichts mehr übrig. Alle sechs Bolzen raus, die letzten beiden hat es wohl dann aus den letzten beiden Gewindegängen gerissen. Also Polo nach Hause geschleppt, ein Lagerkit mit allen Teilen von Meyle aufgetrieben (manchmal hat man hier auch Glück und muss nicht mit Chinesischem Billigkram leben). Also die zwei beschädigten Gewinde im Getriebeflansch nachgeschnitten, das ganze schön zusammen- und eingebaut, alles gut. Dann denke ich: Wenn Du schon hier drunter liegst, schau Dir doch lieber mal die RECHTE Seite auch noch an... Und? BINGO! Alle sechs Bolzen lose, zwei schon komplett aus dem Gewinde raus.

    Also hier auch noch mal alles festgemacht, und jetzt ist wohl alles gut. In Deutschland würde man die Werkstatt wohl wegen versuchten Totschlags vor Gericht zerren, aber hier ist sowas leider völlig sinnlos. Fakt ist, dass das definitiv eine Nachlässigkeit der Werkstatt sein muss, die das Getriebe repariert hat. Danach hat niemand mehr die inneren Gelenke angefasst.

    Und jetzt kommt der Knaller! Seit ich die Antriebsachsen wieder festgemacht habe, ist der Verbrauch wieder auf normale Werte zurückgegangen! Ich kann daraus nur schließen, dass durch die lose Antriebsachse links soviel mehr Widerstand im Antrieb aufgetreten ist, dass dadurch der Spritverbrauch hochgetrieben wurde. Der Witz ist, dass bis zum endgültigen Zusammenbruch nichts ungewöhnlich zu sein schien. Keine Geräusche, kein offensichtlicher Leistungseinbruch (allerdings kann man hier wegen der guten Straßen sowieso kaum jemals schneller als 50 oder 60 fahren, und wegen des Verkehrsaufkommens spielt sich das ganze meist zwischen 30 und 40 km/h ab).


    Vielleicht kann ja der eine oder andere von Euch die Info brauchen. Wenn mein Rückschluß richtig ist, muss ein extrem hoher Verbrauch nicht unbedingt mit dem Motormanagement zu tun haben. Das auch eine feste Bremse (oder eine angezogene Handbremse ;) ) oder extrem niedriger Reifendruck dazu führen kann, ist ja ohnehin klar. Aber hat jemals einer von Euch so einen Fall gehabt?


    Herzliche Grüße aus Kenia!