Polo 3F Ethanolumbau

  • Hallo Freunde,


    ich möchte euch einen kleinen Erfahrungsbericht zu meinem Projekt liefern, sicher gibt es einige Leutchen, die entweder E85 einfach zum normalen Sprit beimischen, oder sehr hochgejubelte Karren mit dem "bio" Sprit betanken. Ich hatte als Ziel meine Alltagskarre möglichst effektiv und günstig umzubauen.


    Gestern habe ich mein Projekt gestartet und meinen Polo GT 3f auf Ethanol umgebaut. Angefangen hat es damit, dass ich vor ca. einem Jahr die Idee hatte den teuren Saft gegen günstigeren auszutauschen. Ich wollte von Vornherein nicht irgendwas einfach "beipämpeln", sondern eine Lösung haben, die zum gleichen Teil günstig und zudem auch materialschonend und im besten Fall leistungsfördernd ist.


    Grundsätzlich hat Ethanol eine geringere Energiedichte als normaler Ottokraftstoff, deswegen muss eine Spritmehrmenge erreicht werden. Die Option der Benzindruckerhöhung ist durchaus möglich, ich bin jedoch den Weg gegangen, dass ich G40 Einspritzdüsen eingebaut habe (vielen Dank an NZ quäler). Da mein liebes Digifant die Einspritzmenge steuern kann sollte die Einspritzmenge nach grober Rechnung so weit stimmen und ich laufe nicht Gefahr zu mager zu laufen.


    Zweiter großer Punkt ist die Zündung. E85 hat eine recht hohe Oktanzahl (mindestens 104) daher ist es sehr Sinnvoll die Zündung vorzustellen. Man verschenkt sonst einen doch recht beachtlichen Teil des Potentials. Ich habe meine Zündung 4-5 Grad vorgestellt, die Feineinstellung werde ich später vornehmen.


    Bisheriger Status:
    Ich habe vor dem ersten Testlauf meinen Tank vollständig mit E85 befüllt und vor/während dem vorläufigen Einstellen der Zündung Probefahrten unternommen. Nach mittlerweile ca. 150km kann ich sagen, dass das Startverhalten (auch bei Temperaturen unter 15°) perfekt ist, also dank Mehrmenge und Frühzündung startet er wie ne 1. Die Leistung hat merklich zugenommen, auch unter Last. Zudem ist die Temperaturbelastung geringer (ist ja logisch, dank der geringeren Energiedichte).


    Weitere Erfahrungen folgen, mitte nächster Woche 300km Autobahn am Stück, dann kann ich auch zum Verbrauch mehr sagen.


    Ich hoffe das Thema interessiert ein paar von euch, und wenn jemand Fragen hat helf ich gerne weiter! :)




    LG, Manu

  • Mir ist als Faustformel für die frühere Zündung noch vor Augen, dass je Oktan mehr ca ein halbes Grad mehr Frühzündung möglich ist.
    Im Winterhalbjahr wird allerdings einiges mehr an Benzin ins E85 gemischt, so dass es sogar richtig E65/70 geht, also Obacht.


    Dir gutes Gelingen!

  • Da hast du vollkommen recht!
    deswegen habe ich bei der "normalen" Zündung eine Kerbe geschlagen und tue das auch für den reinen E85 Sprit. Im Winter ist es wie du gesagt hast. Das Additiv "Benzin" erhöht sich, um die Kaltstartfähigeit zu steigern.
    Wenn man Zündung auf maximum vorstellt muss man - vor allem im Winter - eben die Oktanzahl auf Level halten. Ich möchte die Zündung im Notfall (ich muss Benzin nachtanken) nachjustieren

  • Spannend wäre auch ein abgeändertes Motormap anstelle Verstellung der Zündung.
    Ein Bekannter hat sich mal die Mühe gemacht und für die Digifant entsprechende Kennfelder für E85 und Benzin erstellt die mittels eines kleinen Umschalters abgerufen werden konnten.
    Keine Ahnung ob er das noch nachverfolgt hat und ggf. anbietet, war auch für einen stark modifizierten G40 und würde in jedem Fall eine komplette Abstimmung für E85 bedeuten, was natürlich nur gut wäre.


    Bzgl der Lambda- und Abgastemperaturmessung muss ich zustimmen, macht Sinn.

  • Hallo Manu :D


    ich hatte in meinem alten Terracotta Polo mit NZ auch nen mini E85 Umbau.


    War relativ simpel gestrickt. Einspritzventile hatte ich die Blauen vom späteren 3F verwand. Diese sollen ein wenig feiner zerstäuben. Wurde mir so zugetragen und ich habe das auch immer so weitergeplappert. :rolleyes:
    Jedenfalls waren die schon auf der 3F Ansaugbrücke drauf. Den standard Benzindruckregler hatte ich gegen einen vom Ford Sierra getauscht. Einfach mal über den Schrottplatz schlendern und bei Ford mit EFI gucken. Der passt plug & play an die Kunststoff Einspritzleiste des Polos. Oben drauf ist ne Plombe. Die entfernen und schon kannst du den Kraftstoffdruck einstellen.


    Damit hatte ich dann den Spritdruck angehoben. Messanschluss an der Einspritzleiste mit einem Manometer verbunden. Dann habe ich am Abgastester, der mir in der Ausbildung noch zur Verfügung stand, den Kraftstoffdruck so gedreht, bis Co einigermaßen passte.
    Dann ein paar mal verschidene Lastzustände abgefahren und Kerzenbild überprüft.
    Passte und ich war glücklich. :D
    Heute würde ich es mit ner Breitbandlambda machen.


    Im Winter, Kaltstart, hatte ich auch weitestgehend keine Probleme. Da hatte ich mir ein Poti in Reihe zum blauen Temperaturgeber gelegt. Beim Kaltstart das Poti auf die vorher erprobte Position gestellt. Schlüsseldreh und er lief. Zwar nicht die beste Lösung aber es wurde mehr eingespritzt. Sagen wir es war ein elektrischer Choke.


    Ich für meinen Teil finde die G40 Einspritzventile von der Einspritzmenge zu groß. Man kann zwar den Benzindruck runterschrauben, wodurch sich auch die Zerstäubung verschlechtert. Ich persönlich würde anhand meiner Erfahrung zu den standard Einspritzventile tendieren. Mit ein wenig mit mehr Druck sind diese noch lange nicht am Limit.


    Natürlich gibt es noch die Möglichkeit das Steuergerät anzupassen. Es gibt auch einfach Vorschaltsteuergeräte für Ethanol. Aber beides habe ich nicht getestet. Mir ging es einfach nur um Low Budget.


    http://forum.polomagazin.de/thread.php?threadid

  • Zitat

    Original von pschulze
    Eine überwachung des lambdawertes und der abgastemperatur wäre sinnvoll ...
    P.


    Ja, die Beobachtung dieser beiden Parameter würde ich auf alle Fälle empfehlen und dann auch gleich den Lambda-Wert mit einer Breitband-Lambda.


    Und wenn du gar nicht mehr weiter kommst, dann würde ich dir den Schritt zur freiprogrammierbaren Steuerung empfehlen (Megasquirt MS2 oder das Derivat UMC1)


    Ansonsten finde ich das Thema sehr interessant...


    Da ich noch Polo 2F Neuling bin, gibt es irgendwo Gummis die mit E85 in Konkurrenz stehen?


    Weil ich will auch im nächsten Jahr auf E85 umsteigen.


    P.S. Ich hatte mal von der Energiedichte stumpf hochgerechnet und bin auf 32-37% mehr an Spritmenge gekommen beim Vergleich zwischen Benzin (fragt mich nicht ob 95 oder 98 Oktan) und E85.

  • Das mit dem Mehrverbrauch ist gar nicht so dramatisch, sofern man den Motor nicht permanent Vollast abverlangt.
    Zumindest beim G40 hat es sich so dargestellt, dass man den ziemlich sparsam programmieren kann.
    Ging übrigens alles mit der Digifant.
    Wer die notwendige Sachkenntnis hat und die Kosten für die neue Hardware nicht scheut, kann natürlich auch sehr gut mit etwas freiprogrammierem happy werden.


    Bzgl Gummis und evt. Unverträglichkeit mit E85 ist uns bisher nichts untergekommen.
    Allerdings können sich durch den Alkohol in alten Tanks Rückstände lösen und die Leitungen, die Spritpumpe und den Filter zusetzen.
    Es empfiehlt sich in jedem Fall den Spritfilter nach 600/800km vorsorglich getauscht.
    Inwieweit die Serienpumpe empfindlich ist weiß ich nicht, wir haben Walbro Pumpen verbaut die für E85 geeignet sind.
    Ein einstellbarer Spritdruckregler ist in jedem Fall sinnvoll, ein entsprechendes Manometer sollte zumindest zur Abstimmung auch in jedem Fall mit im Boot sein.

  • Zitat

    Allerdings können sich durch den Alkohol in alten Tanks Rückstände lösen und die Leitungen, die Spritpumpe und den Filter zusetzen. Es empfiehlt sich in jedem Fall den Spritfilter nach 600/800km vorsorglich getauscht.


    Bei meinen hatte ich vorsorglich vor die Einspritzleiste noch einen extra Filter eingebaut, wurde mit der Zeit doch recht dunkel.

  • Zitat

    Original von kritzel


    Bei meinen hatte ich vorsorglich vor die Einspritzleiste noch einen extra Filter eingebaut, wurde mit der Zeit doch recht dunkel.


    Auch noch eine gute Idee ....